Die veraltete Onboarding-Kultur
In der alten Welt wird Onboarding synonym mit Einarbeitung verwendet; ein linearer und informationsgetriebener Prozess, nach dessen Ende der Neuankömmling „fertig“ ist. Wer sich jedoch nur auf die Wissensvermittlung konzentriert, läuft Gefahr, bestehende Verkrustungen zu verstärken, indem Neuzugänge im besten Falle zunächst brav die Anweisungen befolgen, dabei aber das eigene Denken erstmal hinten anstellen. Und so geht dem frischen Wind bereits nach wenigen Tagen die Puste aus.
Schlechte Erfahrungen, ein komisches Gefühl, oder einen Moment des Zweifels „ohje, das kann ja heiter werden“) wirken nach. Egal, ob es sich um bewusste oder unbewusste Irritationen handeln, es ist schwer wieder gerade zu biegen. Negatives wirkt tiefer und frisst sich in unser Unterbewusstsein. Das bedeutet nicht, dass wir schlechte (oder verweichlichte) Mimosen sind, sondern, dass dies seit Zeiten den Säbelzahntigers in der Natur des Menschen liegt – ob wir wollen oder nicht. Studien belegen, dass Mitarbeitende in den ersten Stunden in der neuen Firma entscheiden, ob das eine langfristige Verbindung ist, in die man investiert, oder ob man sich lieber doch noch mal anders orientiert. Folgen sind die Kündigung in der Probezeit oder auch ein subtiles weniger Engagiertsein über Jahre. Man fragt sich, was schlimmer ist.
Weit besser als nur ein Prozess oder Einarbeitungsplan
Es ist nicht nur die Bereitstellung von Tools oder Informationen, sondern das Gefühl der Zugehörigkeit und der Ansporn, zum Wohle des Ganzen beizutragen. Onboarding ermutigt zur Selbstwirksamkeit, lässt individuelle Stärken leuchten und fördert das gemeinsame Wachstum anhand realer Herausforderungen. Fehlt dies, ist es sehr viel schwieriger eine emotionale Bindung zu etablieren, ohne die Höchstleistung nur in den seltensten Fällen möglich ist.
Unabhängig von Job und Führungskraft repräsentiert eine befähigende Onboardingkultur einen integrativen Ansatz, der Neulinge so einbindet, so dass Individuum, Teams und Unternehmen florieren. Modernes Onboarding durchdringt den Unternehmensalltag und fördert eine permanente, graduelle und mühelose Erneuerung der bestehenden Organisation.
- Mit funkelnden Augen mitanpacken und nicht nur verunsichert am Rand stehen.
- Sich ihre Rolle nicht nur anziehen, sondern sie leben und flexibel auf aktuelle Herausforderungen anpassen.
- Das Unternehmensherz spüren und eigenständig im Sinne des großen Ganzen handeln.
- Eine emotionale Verbindung fühlen, stolz als Markenbotschafter auftreten und das Unternehmen mit Leidenschaft weiterempfehlen.
- Dem Team nicht nur beitreten, sondern es inspirieren und zu neuen Höhen führen.
- Mehr als nur Kollegen sind: Sie fördern Zusammenhalt und bringen frische Ideen.
- Ein Gefühl von „Hier bin ich richtig!“ ausstrahlen und alle mit ihrer Energie anstecken.
Drei zentrale Aspekte führen zum Erfolg
- Zugehörigkeitsgefühl schaffen
- Selbstwirksamkeit stärken
- Leistung, Eigenverantwortung und Kompetenzen fördern
Ein zeitgemäßes Onboarding stellt Orientierung, Beteiligung und aktive Auseinandersetzung mit dem Unternehmen in den Vordergrund – mit einem klaren Fokus auf Geradlinigkeit, Wertschätzung und Feedback. Es definiert eindeutige Ziele für den ersten Tag, die erste Woche und die ersten Monate, wobei Transparenz ermöglicht, messbare Fortschritte zu beobachten und maßgeschneidert zu steuern.
Mitarbeiter, die sich zugehörig fühlen, bleiben länger, sind engagierter und toleranter bei Rückschlägen. Sie teilen Wissen und Ressourcen freigiebiger und lernen offener. Teams mit hohem Zugehörigkeitsgefühl arbeiten effizienter und erzielen bessere Ergebnisse durch optimale Zusammenarbeit.
Orientierung geben:
Sind Unternehmensvision und Führungsleitlinien mit aktuellen Herausforderungen und Jobinhalten verknüpft, gehen sie nicht in der Tageshektik unter. Eine explizit formulierte Firmenstrategie, bereichsbezogene Taktik und ein gemeinsamer Blick auf Prioritäten sind essenziell um einen guten Job zu machen. Im Rahmen des Onboardings gibt es die Chance, abgeleitete mittel- und kurzfristige Ziele immer wieder zu anzupassen, wovon die gesamte Belegschaft profitiert.
Identität vermitteln:
Klarheit über das gelebte (!) Unternehmensethos wirkt identitätsstiftend: Wofür stehen wir? Was prägt unseren Alltag? Wie werden Werte in Entscheidungen integriert? Es reicht nicht aus, nur Firmenwerte zu präsentieren. Erleben Neuzugänge, wie diese Werte täglich umgesetzt werden – nicht nur in Onboarding-Events, sondern im echten Arbeitsalltag – verwirklichen sich diese selbstverständlich.
Zuhause sein:
Klingt banal, wird aber oft außer acht gelassen: Um sich daheim zu fühlen, ist es wichtig, sich auszukennen, von der Kaffeemaschine bis zur Werkshalle. Kennt jede:r Mitarbeitende alle Bereiche des Unternehmens schafft dies Verbundenheit zu den Kollegen in den jeweiligen Abteilungen.
Strukturierte Vernetzung außerhalb des eigenen Bereichs explizit fordern:
Kurze Plaudereien reichen nicht aus. Echte Vernetzung benötigt Auseinandersetzung und Tiefe, z.B. durch strukturierte Treffen mit Problemstellungen, die zusammen gelöst werden. Selbst wenn man im Alltag wenig Berührungspunkte hat, ist das Verstehen der Zusammenhänge Bedingung für selbstständiges Handeln. Ein gemeinsamer Blick auf die jeweiligen Herausforderungen und Lösungsansätze stärkt Vertrauen, fördert Eigenverantwortung und steigert die Motivation.
Selbstwirksamkeit ist das Vertrauen eines Einzelnen in die eigene Handlungsfähigkeit. Sie beeinflusst Verhalten und Motivation. Nur im Teamkontext erleben Menschen, wie sie sich jenseits der stumpfen Abarbeitung von Aufgaben sinnvoll einbringen.
Teamentwicklung & Retrospektiven:
Jeder Personalwechsel verändert die Teamdynamik. Bewusste Teamentwicklung beschleunigt den Aufbau von Vertrauen und vollem Leistungspotenzial. Rituale sind hilfreich; HR kann Führungskräften mit leicht verständlichen Mini-Workshop-Konzepten im Rahmen der regulären Teambesprechungen Orientierung geben.
Neuzugänge benötigen Kontext, sonst können ihre Verbesserungsvorschläge für die Zusammenarbeit irritieren. Eine strukturierte Reflexion als fester Bestandteil der Teamroutine ermöglicht es ihnen sich konstruktiv einzubringen und die eigene Kompetenz zu demonstrieren, ohne Konflikte zu erzeugen. Effektive Verbesserungsansätze werden greifbar.
Gemeinsame Ziele, Herausforderungen und Lösungsansätze:
Für Mitarbeitende ist es wichtig, den eigenen Beitrag zum Teamerfolg zu sehen. Klare Teamziele und ein gemeinsames Verständnis von Herausforderungen ermöglichen es Neuzugängen, sich voll in die Arbeitsprozesse einzubringen und persönlich zu wachsen. So können individuelle Entwicklungsfelder schon ab Tag eins effektiv angegangen werden.
Wie man sich bettet, so liegt man. Im Onboarding bedeutet das, wenn Eigenverantwortung nicht am ersten Tag gelebt wird, wird es später schwierig, das einzufordern. Je besser man sich seiner Stärken, aber auch Grenzen bewusst ist, desto müheloser ist die Entwicklung.
Es geht um mehr als die fehlerfreie Abarbeitung von Aufgaben. Führungskräfte sollten mit Neuzugängen klären, woran man Erfolg erkennt, was Leistung in dieser Rolle bedeutet und welche Erwartungen bestehen. Es ist hilfreich, hier die Einschätzungen aus den Einstellungsgesprächen miteinzubeziehen. In diesem Rahmen könnenKompetenz- und Erfahrungslücken konfliktfrei besprochen und Entwicklungschancen realisiert werden.
Ein stimmiges Onboarding ist weit mehr als eine Pflichtübung
Überzeugend umgesetzt verschwindet der Bedarf an langatmigen Einführungsveranstaltungen, und statt Mühe und Aufwand entsteht Schlagkraft und Freude. Und der Effekt? Ein Team, das nicht nur kompetent und engagiert ist, sondern das gemeinsam Leistung schafft.
Zögern Sie nicht! Investieren Sie in ein Onboarding, das wirklich zählt. Machen Sie den ersten Schrit und erleben Sie, wie Ihr Unternehmen sich von innen heraus verändert. Es ist Zeit, in die Zukunft zu investieren. Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen werden es Ihnen danken. Gerne bin ich an Ihrer Seite.